Bereits über 220 Jahre alt und dennoch aktueller denn je…
Am Dienstag, dem 21.03.2023, besuchten die 11er und 12er die romantische Tragödie „Die Jungfrau von Orléans“ von Friedrich Schiller aus dem Jahr 1801. In einer dreistündigen Vorstellung präsentierte das Theater Plauen/Zwickau die beeindruckende Geschichte der französischen Nationalheiligen Jeanne d‘ Arc, welche die Franzosen im Hundertjährigen Krieg zum Sieg gegen die Engländer und die abtrünnigen Burgunder führt und dafür sorgt, dass Karl VII. in Reims zum König gekrönt werden kann. Von Gott zur Retterin ihrer Nation berufen, schwört Johanna den weltlichen Gefühlen der Liebe ab, um ihrer Bestimmung folgen zu können. Als sie sich eines Tages in einen Ritter der feindlichen Truppen verliebt, beginnt ein innerer Konflikt zwischen den eigenen Gefühlen und der göttlichen Mission. Während die historische Johanna, als Hexe angeklagt, auf dem Scheiterhaufen sterben musste, arrangierte Friedrich Schiller ihren heroischen Tod auf dem Schlachtfeld.
Schauspieler: Friedrich Steinlein, Johanna Franke, Bild: André Leischner
Johanna von Orléans im 21. Jahrhundert
In einer Inszenierung unter Regie von Harald Fuhrmann entstand am Theater Plauen/Zwickau eine modernere Darbietung des klassischen Stücks, welche einige Denkanstöße liefern und Gegenwartsbezüge herstellen konnte.
Der Kontrast von moderner Kleidung, minimalistischem Bühnenbild und technischen Soundeffekten zum Originaltext aus Schillers Feder zeigte dabei, dass die im Stück angesprochenen Probleme zweifellos aktuelle Relevanz besitzen. Auch heute noch kann der Machtkonflikt zwischen zwei Nationen zu einem Angriffskrieg führen, welcher – damals wie heute – vernichtende Folgen hat. Um diese Botschaft zu verstärken, traten zwei Schauspielerinnen aus ihren Rollen heraus und richteten sich mit durchaus bekannten Redeauszügen an das anwesende Publikum. Auf diese Weise entwickelte sich die Handlung unter den Fragen: „Wie könnte eine Erlöserfigur wie Jeanne d‘ Arc heute aussehen?“ und „Unter welchen Umständen richten sich ganze Generationen und Völker gegeneinander?“
Auch wenn die Handlungsstränge in Schillers Stück etwas verworren erscheinen, gelang es den Schauspielern in ausdrucksstarken und emotionalen Auftritten eine spannende und nachvollziehbare Vorstellung darzubieten, welche den meisten Schülern nicht wie drei Stunden vorkam. Im anschließenden Unterrichtsgespräch bekamen die Schüler die Chance, sich mit ihren Deutschlehrerinnen in einer Auswertung über die unverkennbaren Parallelen eines Stückes aus dem frühen 19. Jahrhundert und unserer gegenwärtigen Realität auszutauschen.
Was wir alle also sicherlich mitnehmen konnten: Schiller ist nicht „whack“ oder „voll out“, sondern hochaktuell.
Text: Claire Schmiedel